Jacob und Wilhelm Grimm gehören zweifellos zu den bekanntesten Persönlichkeiten der deutschen Literatur- und Sprachgeschichte. Ihre umfassende Sammlung von Märchen, die “Kinder- und Hausmärchen”, hat weltweit Berühmtheit erlangt. Doch neben den liebgewonnenen Märchen prägten die Brüder Grimm auch die Sprachwissenschaft nachhaltig.
Die Brüder Grimm wurden im hessischen Hanau geboren, Jacob im Jahr 1785 und Wilhelm im Jahr 1786. Ihre Kindheit war geprägt von der tragischen Erfahrung, ihren Vater früh zu verlieren – ein Ereignis, das die Familie Grimm nach Kassel führte, wo ihre Mutter mit Tatkraft die Erziehung ihrer Kinder vorantrieb. In ihrer Jugend wurden sie von der lebendigen Umgebung einer Stadt, die reich an Geschichte und Legenden war, stark beeinflusst.
Unter der Anleitung von Savigny entwickelten die Brüder eine frühe Leidenschaft für die Erhaltung vergangener Traditionen und für die Rechtswissenschaften. Diese Begeisterung bereitete den Weg für ihre zukünftigen Beiträge zur Folklore und Sprachwissenschaft.
Marburg beeinflusste nicht nur ihre akademischen Interessen, sondern auch ihren Zugang zu sozialen und politischen Fragen der Zeit. Durch regelmäßige Diskussionen und den Austausch mit ihren Kommilitonen vertieften sie ihr Verständnis der kulturellen und historischen Komplexität Europas, was in ihren späteren Arbeiten immer wieder aufschien.
Nach dem Studium arbeiteten die Brüder Grimm als Bibliothekare und trugen in Kassel zur Entwicklung eines umfassenden literarischen Umfelds bei. Ihre Beschäftigung mit historischen Texten führte dazu, dass sie nicht nur die wissenschaftliche Analyse, sondern auch den kulturellen Ausdruck dieser Werke zu würdigen lernten.
Ihr Engagement ging jedoch über den akademischen Bereich hinaus: In Göttingen kämpften sie als Teil der „Göttinger Sieben“ gegen die politisch motivierte Aufhebung der Verfassung, was ihnen erhebliche berufliche Schwierigkeiten einbrachte, aber auch ihre Rolle als Vorkämpfer für Meinungsfreiheit festigte.
Die „Kinder- und Hausmärchen“ umfassen Geschichten, die ikonisch für die deutsche Kultur und zugleich ein Spiegel der mündlichen Überlieferungen ihrer Zeit sind. Die Sammlung, die 1812 erstmals erschien, war ursprünglich nicht für Kinder gedacht.
Während die Märchen im Laufe der Jahre an das jüngere Publikum angepasst wurden, blieben ihre Kernelemente, wie Moralvorstellungen und historische Bezüge, erhalten. Ihre Märchen bieten uns einen wertvollen Einblick: Sie zeigen, wie Geschichten als Vehikel für die Vermittlung von Weisheit und kulturellen Normen über Generationen hinweg genutzt werden können.
Die Grimms waren auch bahnbrechende Gelehrte auf dem Gebiet der Sprachwissenschaft. Jacob Grimms Forschungen führten zur Formulierung des Lautverschiebungsgesetzes – ein grundlegendes Prinzip der historischen Linguistik.
Das “Deutsche Wörterbuch”, eine umfassende lexikografische Arbeit, die die Brüder begannen, bleibt ein Marksein der deutschen Sprache und der Philologie. Ihr Ansatz war nicht nur darauf ausgerichtet, Wörter und Bedeutungen zu katalogisieren, sondern auch die evolutionären Prozesse der Sprache zu beleuchten und ein tieferes historisches Verständnis zu fördern.
Die kulturelle Bedeutung der Grimms erstreckt sich über Geschichten und wissenschaftliche Beiträge hinaus. Ihre Märchen haben nicht nur zu einem besseren Verständnis deutscher Volksliteratur beigetragen, sondern auch eine überzeugende Bühne für globale Adaptionen gestellt.
Ihre Arbeit förderte das Bewusstsein für die Wichtigkeit kultureller Erbschaften und trug zur Stärkung nationaler Identitäten bei. In der Populärkultur werden Motive ihrer Märchen immer wieder aufgegriffen und neu interpretiert, was die hohe Flexibilität und das zeitlose Interesse an ihren Geschichten unterstreicht.